Je mehr du versuchst zu überzeugen,
desto unglaubwürdiger wirst du.
Humberto Maturana
„Worauf es ankommt, ist die Haltung, in
der sich einer der Krankheit stellt, die Einstellung, in der er sich
mit der Krankheit auseinandersetzt... Mit anderen Worten: wo keine
Handlung mehr möglich ist – die das Schicksal zu gestalten vermöchte -,
dort ist es nötig, in der rechten Haltung dem Schicksal zu begegnen.“
(S. 131)
Viktor E. Frankl „Logotherapie und Existenzanalyse. Texte aus sechs Jahrzehnten“, Beltz Verlag, 2010
"...der
„Wille zum Sinn“ (Frankl) tatsächlich ein „survival value“, eine
Überlebensquelle ist, weil geheimnisvolle Energien im Menschen frei
gesetzt werden, sobald und solange um ein Wozu gewusst wird. Derartige
Kräfte nicht nur zum Überleben, sondern allgemein zur Gesundung und zur
Überwindung von seelischen Barrieren nutzbar zu machen, ist das zentrale
Anliegen der Logotherapie bis zum heutigen Tag geblieben.“ (S. 10)
„Eine
logotherapeutische Behandlung strebt infolgdessen die Wiederherstellung
der „Transzendenz der Existenz“ mittels gezielter Stärkung des Willens
zum Sinn an. Dazu wird gemeinsam mit dem Kranken nach zweierlei Ausschau
gehalten:
1. nach seinen körperlich-seelichen Talenten und Gaben (seinen Verwirklichungsfähigkeiten) und
2.
nach verwirklichungswürdigen Aufgaben in seinem Umfeld, die exakt
solche Talente und Gaben erfordern würden und daher zu den „genuin
seinen“ zählen könnten... Diese Kombination erzeugt eine gesunde
Spannung bis hin zum Erlebnis persönlichen Angefordert- und
Gemeintseins.“ (S.11f.)
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002
„Wenn sich die Kognition der eigenen Person ändert, so ändern sich unmittelbar Gefühle und das Verhalten“.
Reinhard Tausch & A. Tausch, Gesprächspsychotherapie, Hogrefe, Göttingen, 9 Aufl., 1990
„Was
beim Genesungsprozess eines Klienten zum Tragen gelangt, ist folglich
das Bewusstsein, dass (jederzeit und immer neu) Wichtiges und Wertvolles
auf ihn wartet, auf ihn einmalige, unverwechselbare Person, und dass
niemand dieses an seiner Stelle verwirklichen kann. Oder anders
ausgedrückt: dass er nicht umsonst, sondern auf etwas hin – existiert.“
(S.16)
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002
„Der
Sinn des Lebens, haben wir gesagt, sei nicht zu erfragen, sondern zu
beantworten, indem wir das Leben verantworten. Daraus ergibt sich aber,
dass die Antwort jeweils nicht in Worten, sondern in der Tat, durch ein
Tun zu geben ist. Auch das Leben fragt uns nicht in Worten, sondern in
Form von Tatsachen, vor die wir gestellt werden, und wir antworten ihm
auch nicht in Worten, sondern in Form von Taten, die wir setzen;
insofern wir auf die Tatsachen erst zu antworten haben, stehen wir vor
unvollendeten Tatsachen.“ (S. 234)
Viktor E. Frankl, Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn, Piper, München, 9.Aufl. 1997
„Die
Tatsachen des Lebens zu einer würdigen Vollendung zu bringen, indem
bestmögliche Antworten darauf gefunden und gegeben werden, dazu will die
Logotherapie ihren Patienten und Klienten verhelfen“. (S. 20)
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002
Die Spielregeln des Lebens verlangen von uns nicht, dass wir um jeden Preis siegen, sondern dass wir den Kampf niemals aufgeben.
(Viktor E. Frankl)
„Ihr
könnt mir alles nehmen, aber nie darüber entscheiden, wie ich darauf
reagiere und antworte! Sogar die Aussichtslosigkeit eines Kampfes kann
dem Sinn des Lebens und der Würde Person nichts anhaben.“
(Viktor E. Frankl)
WENN ES GAR NICHT ANDERS GEHT
(Uwe Böschemeyer, 2. September)
Manchmal geht es nicht mehr anders:
Dann musst du deine Not,
deine Angst, deine Bedrückung, deine Einsamkeit, deine Verlorenheit,
was immer es sei,
als deinen ganz persönlichen Lebensfeind sehen und ihn anschreien oder anbrüllen:
Ich will dich nicht mehr!
Ich bin deiner überdrüssig!
Ich hab dich nun satt!
Verschwinde aus meinem Leben!
Stampf dabei mit den Füßen auf den Boden!
Trommle mit der Faust gegen die Wand!
Schieb mit energischen Bewegungen deiner Hände deinen Feind weit weg von dir, weit hinaus aus deinem Leben!
Und verlass dich darauf,
dass dein Geist,
wenn er zum Orkan wird,
freies Land für dich gewinnen wird.
Angst liegt nie in den Dingen selbst,
sondern darin, wie man sie betrachtet.
(Anthony de Mello, Warum der Schäfer jedes Wetter liebt)
Ärztlicher
Seelsorge schließlich bleibt es vorbehalten, dort überall, wo der
leidende Mensch mit einem an sich unaufhebbaren Schicksal konfrontiert
ist, in der richtigen Einstellung zu ebendiesem Schicksal, im rechten,
nämlich aufrechten Leiden, noch eine letzte und doch die höchste
Möglichkeit zur Sinnfindung sichtbar zu machen. (Viktor E. Frankl)
Wenn du nicht trauerst, nicht klagst, dich nicht empörtest, du hättest dein Leben nicht geliebt.
(Uwe Böschemeyer)
UNABÄNDERLICHES SCHICKSAL
(Uwe Böschemeyer, 17. September)
Vielleicht
hast du ein unabänderliches Schicksal zu tragen, eine Krankheit, eine
Scheidung, etwas, was du nicht wolltest, was nicht mehr veränderbar ist.
Vielleicht
sagst du, dein Leben sei sinnlos geworden. Ich werde mich hüten, dein
Gefühl in Frage zu stellen. Ich habe gegenwärtig keine Not dieser Art.
Aber ich habe mit Menschen zu tun, die beklagen, was du beklagst. Darf
ich dir deshalb eine Frage stellen?
Ist das, was du vermisst, die
Hauptsache in deinem Leben gewesen? Wenn es sich nicht um deine
Hauptsache handelt – ist dir bewusst, dass du s i
e n i c h t verloren hast?
War jedoch das,
was du vermisst, deinem Gefühl nach, die Hauptsache – dann wäre es gut,
dich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es in Wirklichkeit
nur e i n e Hauptsache im Leben gibt:
Leben zuzulassen, wie es kommt, sich auf Leben einzulassen, wie es ist, und aus dem Leben das jeweils Beste herauszuholen.
Du
sagst, du habest andere Vorstellungen vom Leben gehabt. Das glaube ich
dir. Die Frage ist nur, ob das Leben selbst deine Vorstellungen teilte.
Ich glaube nicht mehr daran, dass Gesundheit, Partnerschaft, Geltung,
Geld oder Irgendetwas anderes darüber entscheiden, ob Leben Sinn hat
oder nicht. Ich glaube, dass nichts wichtiger ist als Leben
anzunehmen,
d i e s e s Leben
anzunehmen, j e t z t dieses Leben anzunehmen –
und dauerte es nur noch kurze Zeit.
VON DER HOFFNUNG
(Uwe Böschemeyer, 10. November)
Die
Vergangenheit prägt den Menschen, die Hoffnung zieht ihn in neue
Lebenserfahrungen. Hoffnung ist der stärkste Beweg-Grund zum Leben. Wer
hofft, hat ein Gefühl für Sinn. Wer ein Gefühl für Sinn hat, will Sinn
leben. Wer Sinn leben will, hat Hoffnung, ihn erleben zu können.
Worauf
kannst du hoffen? Darauf, dass keine Zeit der anderen gleicht, dass die
alten Verletzungen das neue Leben nicht dominieren müssen, dass
Menschen sich in ihren Gedanken, Empfindungen, Gefühlen und Handlungen
verändern können, dass Hoffnung sich manchmal von selber zeigt, dass
gutes Leben manchmal auch von außen kommt.
Wie kannst du Hoffnung
entwickeln? Dadurch, dass du dir deine vergangenen gelebten Hoffnungen
vergegenwärtigst, dass du dich empörst gegen das, was dir heute dien
Leben leblos macht, dass du die Hoffnung in dir tiefer als bisher
suchst, dass du auf anderes hoffnungsvolles Leben siehst, dass du dich
fragst, ob du so hoffnungslos bleiben willst.
„Da steht auf der einen Seite
Unentrinnbares: Ich bin, was ich tue... Wenn ich lehre, bin ich ein
Lehrer. Wenn ich Schwieriges heldenhaft ertrage, bin ich ein Held...
Meine Entscheidungen über mein Tun sind verbindliche Entscheidungen über
meine Identität.
Dem gegenüber steht auf der anderen Seite
Entrinnbares: Dasjenige, was mir angetan wird. Es kann unangenehm,
schmerzlich, ja, vernichtend sein, und dennoch kann es meine Identität
nicht wider mein Einverständnis verbiegen... Das mir Angetane lässt mich
Positives oder Negatives erfahren und erleben, aber wie ich auf
Erfahrenes und Erlebtes reagiere, ist meine Wahl – und meine Wahl (nicht
meine Erfahrung oder mein Erlebnis) wird zu meiner Identität!“ (S.31f)
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002
„Wahres Grundvertrauen … schwingt durch alles hindurch, durch sämtliche Auf und Abs der Gezeiten“. (S.35)
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002
„Wir
Menschen sind die Lebenswesen, die sich kraft ihrer Geistigkeit selbst
verändern können. Wr müssen nicht auf die Zufallsmutationen der
Evolution warten. In welcher Richtung wir uns allerdings verändern,
liegt Alltag für Alltag bei uns. Sicher ist: Nur eine nie erlahmende
Suche nach Sinn und Wahrheit kann uns auf einen Änderungskurs
bringen...“ (S.44)
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002
„Wollte man den Menschen definieren,
dann müsste man ihn bestimmen als jenes Wesen, das sich je auch schon
frei macht von dem, wodurch er bestimmt ist; jenes Wesen also, das alle
seine Bestimmtheiten transzendiert, indem es sie überwinder oder
gestaltet, aber auch noch während es sich ihnen unterwirft."
Viktor E. Frankl, Ärztliche Seelsorge, Deuticke, Wien, 10.Aufl. 1982, S.92
"Je vielseitiger und wertintensiver ein Kranker sein Leben mit
Krankheit und trotz Krankheit gestaltet, indem er sich musisch betätigt,
soziale Kontakte pflegt, sich weiterbildet und insgesamt „weltoffen"
bleibt, desto weniger wird er zur Beute der Verzweiflung werden, wenn
seine Krankheit fortschreiten sollte."
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002, S. 75
"Leuchtende Tage – weine nicht, dass sie vorüber, sondern lächle, dass sie gewesen"
Immanuel Kant
„Da alles Vergangene wahr bleibt, man könnte sogar sagen: ewig wahr
bleibt, ruht auch das Beglückende und Geglückte aus der eigenen
Lebensvergangenheit in der ewigen Wahrheit und ist dort vor jedem
verändernden Zugriff geschützt – ein Grund, zu lächeln!"
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002, S. 76
„Das Vorhandene auf das Wahrgenommene zu beschränken, wäre (auch von
der Logik her) eine unzulässige Reduktion. Es kann deshalb selbst in
unabänderlichem tragischem Schicksal ein verhüllter Sinn stecken, von
dem wir nichts ahnen, weil er über menschliches Fassungsvermögen
hinausgeht: ein unvorstellbarer Sinn."
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002, S. 82f.
„Aus seiner Welt heraus ist er (der Mensch) außerstande, die Zeichen
zu deuten, die aus der Überwelt heraus geschehen mögen... Was bedeutet
dies konkret für einen Trauernden, einen Kranken, einen Todesgeweihten?
Dass es offenbar gilt, auf die provokante Warum-Frage zu verzichten und
sich vor dem Geheimnnis zu beugen."
Viktor E. Frankl, Logotherapie und Existenzanalyse, PVU, Weinheim, 3.Aufl.1998, S.138
„...für jeden Menschen – und sei er mittellos, verbraucht,
gehandicapt... - jederzeit eine passende und beglückende Aufgabe
bereitliegt, nämlich eine konkrete Möglichkeit, die Welt im Positiven zu
verändern."
Elisabeth Lukas, Vom Sinn des Augenblicks, Kösel Verlag, 2002, S. 121